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Das plastische Bild. Sonya Hofers ganz eigener Zugang zu den Dolomiten

Eine Ausstellung im Stadtmuseum

 

 

Feinste Abstufungen von Erdfarben, gedämpfte Weißnuancen und zartes Hellblau. Die Künstlerin Sonya Hofer – eine Meisterin im Umgang mit intensiven Farben – schlägt mit dieser gedämpften Farbpalette einen neuen Weg ein und hat aus Freude am Experimentieren eine neue Technik für sich entdeckt. Sie modelliert Muscheln, Schalen, Berge und Landschaften aus Ton. 

 

Begonnen hat alles in den Dolomiten. Schroffe und zerklüftete Felsen, markante Bergspitzen und der Wechsel von Licht und Schatten. Sonya Hofer haben die Dolomiten zunächst zum Gestalten von überdimensionalen Muscheln und Schnecken inspiriert. Als Fossilien sind sie noch heute vereinzelt in den Bergen zu finden. Sie sind Spuren von Lebewesen, die vor Millionen von Jahren in den Bergen, damals von riesigen Meeresflächen bedeckt, lebten.

 

 

Berglandschaften aus Ton 

 

In der aktuellen Ausstellung im Stadtmuseum Klausen zeigt die Künstlerin ihre neuesten Werke: Reliefs mit Berglandschaften. Sonya Hofer modelliert ihre Berge aus Ton, der aus verschiedenen Gebieten kommt und seine eigene Farbe mitbringt. „Jeder Ton“, sagt sie, „hat eine andere Konsistenz, fühlt sich anders an und hat vor allem seine ganz eigene Farbe.“ Ihre Berglandschaften leben von der Farbe des Tons. Durch den Brennvorgang kann es zu Spannungen und somit zu Rissen in den Reliefs kommen. Sie werden ganz bewusst als Gestaltungselemente belassen. 

 

Neben Farbigkeit und Haptik spielt das Licht für viele Reliefs eine essentielle Rolle. Berglandschaften, in monochromen Weiß- und hellen Sandtönen, werden durch das Licht zum Leben erweckt. Den echten Bergen gleich gewinnen sie Plastizität dank des spannenden Spiels von Licht und Schatten und scheinen darüber hinaus ein eigenes Leuchten zu entwickeln. Und unwillkürlich denkt man an die reiche Sagenwelt der Dolomiten, deren Bewohner die faszinierenden und gefährlichen Naturschauspiele, wie das Leuchten des Rosengartens, mit Geschichten zu deuten suchten. Auch Sonya Hofers Bergwelten werden zu Stimmungsträgern, die in ihrer Wandelbarkeit mit dem jeweiligen Umfeld verwoben sind. 

 

Ephemere Riesen 

 

Der Berg ist ein Motiv, das sich in seiner gesamten Dimension kaum fassen lässt. Eine exakte Abbildung ist nicht das Ziel der Künstlerin. Sie setzt ihre Reliefs häufig aus mehreren Platten zusammen. Gebrochene Bilder, die vielleicht auf die Vergänglichkeit der Naturschönheiten verweisen. Berge stehen nur scheinbar massiv und unerschütterlich in der Landschaft: Steinschläge oder Felsstürze verändern ihre Silhouette. 

Prozesse, die sich vor Millionen Jahren abspielten, formten unsere Bergwelt. Wie wir mit ihr umgehen, bestimmt unsere Gegenwart und Zukunft. Vom Meer zum Berg. Von der Konstruktion zur Dekonstruktion. Die tönernen Reliefs von Sonya Hofer stehen zwischen Beständigkeit und Zerbrechlichkeit und führen – ganz ohne Postkartenromantik – den Zauber der ephemeren Naturschönheiten vor Augen. 

 

Text: Johanna Bampi Zwack

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